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Nähen in Ghana & Westafrika – Kultur, Handwerk & die Magie des Wax-Prints


Willkommen auf unserer Entdeckungsreise in die Nähstuben und Textilfabriken Ghanas! Heute nehmen wir euch mit hinter die Kulissen – dorthin, wo Wax-Print-Stoffe entstehen und wo das Schneidern ein wichtiger Teil des Alltags und der Kultur ist.


Nähen in Ghana – mehr als ein Handwerk

In Ghana ist Nähen nicht nur Beruf, sondern gelebte Alltagskultur. Überall in den Städten und Dörfern findest du kleine Schneiderateliers – oft nur wenige Quadratmeter groß, aber voller Leben, Kreativität und Geschichten.


Viele Frauen (und Männer) bringen ihre Stoffe dorthin, um sie nach eigenen Wünschen verarbeiten zu lassen. Ob schickes Kleid für eine Hochzeit, lässiges Hemd fürs Wochenende oder Schuluniform für die Kinder – alles wird maßgeschneidert.

👉 Oft reicht schon ein Handyfoto als Vorlage. Du wählst das Design, wirst sorgfältig vermessen, und ein paar Tage später kannst du dein fertiges Unikat abholen. Maßschneiderei als Alltag – einfach genial!



Ausbildung & Nähkultur – Lernen im echten Leben

Das Nähen lernen beginnt für viele in Ghana ganz praxisnah:

  • „Wayside Apprenticeships“ heißen die klassischen Straßen-Ausbildungen. Junge Frauen (und auch Männer) lernen direkt in Ateliers von erfahrenen Schneider:innen. Sie helfen mit, schauen zu, nähen erste Nähte – oft über 1–3 Jahre.

  • Spezialisierte Kurse oder formale Berufsschulen gibt es zunehmend, aber die meisten setzen auf diese praxisnahe Form.


Hobbynäherinnen? Ja! Nähen ist nicht nur Beruf, sondern Hobby und Stolz. Viele Frauen verschönern ihre Kleidung selbst oder nähen kleine Accessoires. Und was wird fast immer verwendet? Wax-Print – der Klassiker.



Empowerment durch Nähen

Nähen ist in Ghana auch eine Chance auf Unabhängigkeit. Viele Schneider:innen betreiben eigene, kleine Betriebe und schaffen Einkommen für sich und ihre Familien. Gerade für alleinerziehende Mütter ist eine Schneiderinnen-Ausbildung oft ein Weg aus Abhängigkeit und Armut.

👉 Darum unterstützen wir in unserem Single Mothers Projekt gezielt Mütter dabei, diese Ausbildung zu machen. Wir helfen mit Material, Kursgebühren und Mentoring – damit sie ihr Talent nutzen und selbstständig werden können.

➡️ Mehr dazu hier: Single Mothers Projekt




Wax-Print – Stoff mit Bedeutung

Kein Stoff ist in Ghana so beliebt wie Wax-Print. Er ist robust, zu 100 % Baumwolle und wird geliebt für seine leuchtenden Farben und tiefen Bedeutungen:

  • Viele Muster tragen Namen wie Ahwenepa Nkasa („Good beads don’t make noise“) oder Sika Wo Ntaban („Money has wings“).

  • Stoff wird so zur Sprache – er übermittelt Botschaften, zeigt Zugehörigkeit und erzählt Geschichten.



Beliebte Marken:

  • GTP (seit 1966) und Printex (seit 1958) produzieren direkt in Ghana.

  • Woodin, Uniwax und Vlisco sind eng verbunden und gestalten viele Designs gemeinsam.


Wax-Print-Herstellung in Ghana – Tradition & Technik


Die Wax‑Print‑Industrie in Ghana verbindet traditionelle Kunst und moderne Technik zu einem faszinierenden Prozess, der Stoffe schafft, die sowohl ästhetisch beeindrucken als auch kulturell bedeutsam sind:


1. Vorbereitung & Printing

Die Herstellung beginnt mit hochwertiger, 100 %iger Baumwollware, die in großen Rollen von 6 oder 12 Yards angeliefert wird.

Mit gravierten Kupferwalzen wird ein harzbasiertes „Resist“-Material beidseitig auf den Stoff aufgedruckt. Dieses aufgebrachte Muster blockiert später die Farbe an bestimmten Stellen und definiert so die Designkonturen.


2. Erster Färbegang & Crackle-Effekt

Nach dem Drucken wird der Stoff in Farbbäder getaucht, typischerweise in eine Grundfarbe.

Durch das anschließende teilweise Entfernen des Harzes entsteht der charakteristische „Crackle“-Effekt – diese feinen Risse verleihen jedem Stück seinen unverwechselbaren Look und eine einzigartige Textur.


3. Mehrfärbung & zusätzliche Muster

Für komplexe, mehrfarbige Designs wiederholt sich der Prozess mehrfach: Drucken – Färben – Harz entfernen – und erneut Drucken.

Moderne Anlagen mit duplexen Walzendrucksystemen ermöglichen fein abgestimmte, mehrschichtige Muster und satte Farben auf beiden Stoffseiten.


4. Endbearbeitung & Qualitätskontrolle

Abschließend wird der Stoff entwachst und gründlich gewaschen, um alle Harzreste zu entfernen.

Das Ergebnis ist das typische, hochwertige „Dutch Wax“-Finish. Danach folgen Fixierung, Trocknung, gegebenenfalls Bügeln und das Anbringen der berühmten Selvage-Webkante – sie trägt Markennamen, Designcode und Herkunftsangaben und steht als Gütesiegel für Originalität und Qualität.



Einblicke in die Produktion:


Warum das wichtig ist

  • Ghana ist eines der wenigen Länder, die den gesamten Produktionszyklus selbst abdecken – vom Design über den Druck bis zum Stoffballen im Laden.

  • Tausende Menschen arbeiten in dieser Industrie – Designer:innen, Drucktechniker:innen, Händler:innen.

  • Wax-Print ist damit nicht nur Mode, sondern Teil der ghanaischen Wirtschaft, Kultur und Identität.


Dein Take-away

Wenn du mit Wax-Print nähst, verarbeitest du nicht nur Stoff. Du nähst:

✅ Handwerkliche Tradition

✅ Geschichten & Kultur

✅ Empowerment & Perspektive


Nähen in Ghana ist mehr als Handwerk. Es ist Lebenskunst, Community und eine Brücke in eine bessere Zukunft. Und genau diese Geschichten wollen wir mit euch teilen – Stich für Stich, Projekt für Projekt. ❤️

 
 
 

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